Da finden plötzlich ganze Trauerfeiern in der Kirche statt. Und gleichzeitig steht niemand am Grab. Stattdessen steht im Morgengrauen der Pfarrer allein mit dem Gemeindearbeiter auf dem Friedhof. Was machen die beiden denn da? Neugierige Blicke. Keine Sorge: sie hatten keine Geheimnisse, es wurde „nur“ der letzte Schritt einer anonymen Bestattung vollzogen. Die Urne beigesetzt.

Wir haben in Frankenheim und Birx eine sehr ausführliche Kultur von Trauerfeiern. Dazu gehören die Frauen des Frauenkreises als Chor, die Konfirmanden als Kreuzträger, dazu gehört ein Grab, das gepflegt wird und das ein Zeichen ist für die Ehre, die wir unseren Verstorbenen zu Teil werden lassen. Und dazu gehört eine große Anteilnahme, traditionell nahm aus jedem Haus, jeder Familie, mindestens ein Familienmitglied teil.

Dieser Abschied macht Sinn. Rituale tragen auch. Natürlich unterliegen auch Traditionen ständiger Veränderungen und das darf auch so sein.

Ist die „anonyme Bestattung“ richtig und recht? So fragte mich neulich jemand voller Sorge.

Rechtmäßig ist sie wohl, denn sonst hätte die Friedhofsordnung wohl nicht den Weg der Genehmigung nehmen können.

Aber ist auch gut, was erlaubt ist? Ist es richtig?

Was tun wir, wenn wir Menschen „anonym“ bestatten?

Wir haben weniger Arbeit und weniger Aufwand. Ich weiß, dass viele – besonders ältere Mitbürger – so denken. Ich will niemandem eine Last werden – so sagen es viele und vielleicht manches Mal mit einem tiefen Seufzen, weil doch das menschliche Leben vom ersten Tag an auf Miteinander und gegenseitige Hilfe angelegt ist. Oder haben Sie Ihre Kinder nicht gewickelt und gefüttert?

Der Dienst an den Gräbern ist die Fortsetzung des gemeinsamen Lebens über das Sterben eines Menschen hinaus. Und ein Grab hat eine weitere wichtige Bedeutung: es schafft einen Ort der Erinnerung und Trauer, der durch keinen anderen Ort zu ersetzen ist. Wenn ich Blumen an einem Grab niederlege sind sie doch Ausdruck dessen, was mein Herz fühlt. Und das brauchen Menschen.

Bei der Taufe sage ich immer Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja. Gott spricht: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.

Also ist auch bei Gott unser Name nicht ohne Bedeutung. Der Mensch verschwindet vor Gott nicht in der Namenlosigkeit und er soll es darum auch vor Menschen nicht.

Was also tun? Wie also das Dilemma lösen, dass immer mehr Menschen unversorgt sterben? Wie also eine gute Kultur von Bestattungen pflegen?

Die Friedhofsordnung in Frankenheim sieht eine weise und sehr praktikable Lösung vor: Rasen-Reihen-Gräber.

Diese Gräber werden nur mit einer Platte festgelegter Größe, Farbe, Form und Beschriftung mit Name und Lebensdaten abgedeckt und dann von der Friedhofsverwaltung gepflegt. Auf einem solchen Gräberfeld kann ein Platz zum Ablegen von Blumen und Kränzen vorgesehen und eingerichtet werden.

Die Kosten sind nur geringfügig höher und es fallen keine weiteren Kosten für Grabmale und Grabschmuck an. Aber es bleibt ein Ort und es bleibt ein Name. Und es bleibt die Möglichkeit, in Würde und Gemeinschaft von einem geliebten oder geschätzten Menschen Abschied zu nehmen.

Ich sehe darin einen guten Weg und wünsche mir Menschen, die den Mut haben, den ersten Schritt in diese Richtung zu gehen.

Für Gespräche zu diesem Thema und auch für Beratung zur Sache stehe ich Ihnen jederzeit gern zur Verfügung.

 

Alfred Spekker

Pfarrer

 

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