An den Vorstand der Rhön-Rennsteig-Sparkasse:
Sehr geehrte Frau Heller,
sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Bedauern haben wir im Sommer 2015 zur Kenntnis genommen, dass Sie Ihre Filiale in Frankenheim schließen wollen.
Natürlich sind wir uns bewusst, dass die Rhön-Rennsteig-Sparkasse ein Unternehmen ist, das wirtschaftlich arbeiten muss; dazu gehört es natürlich auch, mit den Veränderungen, die die Zeit mit sich bringt, mitzugehen und sich geändertem Kundenverhalten anzupassen.
Wir als Gemeinde können Ihnen dabei auch nichts vorschreiben.
Dennoch möchten wir Sie an den Grundgedanken und den damit verbundenen sozialen Auftrag der Sparkassen erinnern. Wikipedia beschreibt es wie folgt:
Eine Sparkasse ist ein Kreditinstitut mit der Aufgabe, der Bevölkerung Möglichkeiten zur sicheren und verzinslichen Geldanlage zu bieten und die örtlichen Kreditbedürfnisse zu befriedigen. Die Erzielung von Gewinnen ist hierbei nicht der Hauptzweck des Geschäftsbetriebes. … Sparkassen entstanden zumeist im 19. Jahrhundert, um den ärmeren Bevölkerungsschichten eine sichere Möglichkeit zu eröffnen, kleinste Kapitaleinlagen zur Risikovorsorge im Alter oder bei Krankheit verzinslich zurückzulegen. … Leitmotiv ist die Gemeinwohlorientierung.
Zum Gemeinwohl gehört es unserer Ansicht nach auch, den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu bieten, einfache Bankgeschäfte vor Ort zu tätigen, wie z.B. Geld abheben, Auszüge holen, Überweisungen aufzugeben.
Gerade ältere Mitmenschen, die nicht mobil sind, haben oftmals keine Möglichkeit, in einen anderen Ort zu kommen, da auch der ÖPNV in unserer Region nicht ausreichend ausgebaut ist. Gerade für diese Zielgruppe dürfte auch die Nutzung von Online-Banking (noch) nicht der Standard sein, was das Problem des Bargeldabhebens zudem auch nicht beheben würde.
Mit der Schließung der Filiale in Frankenheim geht unserem Ort wieder ein Stück Infrastruktur und Lebensqualität verloren – in einem Ort mit immerhin etwas mehr als 1.100 Einwohnern.
Wie sollen wir künftig junge Leute motivieren, auf dem Land zu bleiben, anstatt in die Stadt zu ziehen, wenn immer mehr Infrastruktur fehlt?
Ich persönlich war in den vergangenen Monaten selbst einige Male in der Filiale in Frankenheim und war dabei überrascht, wie viele Kunden jeweils vor und nach mir am Schalter waren – ich war nicht ein Mal alleine.
Nach Bekanntwerden der Schließung der Filiale wurde uns versprochen, dass beispielsweise der Kontoauszugsdrucker vor Ort erhalten bleibt. Auch der Briefkasten für Überweisungen u.ä. sollte bleiben.
Mit Erschrecken mussten wir dann allerdings feststellen, dass diese beiden Einrichtungen direkt nach der Schließung der Filiale zum 31.12.15 abgebaut wurden.
Nach Ankündigung der Schließung der Filiale war uns schnell klar, dass der bisherige Standard vor Ort sicher nicht gehalten werden kann; darum waren wir gleich der Auffassung, das Beste daraus machen zu wollen.
Das angekündigte Beratungs- bzw. Servicebüro ist sicher der Teil Ihres Dienstleistungs-angebotes, mit dem sich vor Ort noch die besten Gewinne erzielen lassen, hat aber – zumal ohne Kontoauszugsdrucker und Briefkasten – wenig mit den täglichen Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger zu tun!
Wir appellieren daher – nochmals im Hinblick auf den sozialen Auftrag der Rhön-Rennsteig-Sparkasse – an Sie und machen zwei ernst gemeinte Vorschläge, deren (rechtliche und praktische) Umsetzbarkeit geprüft werden sollte:
1. Schaffung einer „mobilen Filiale“, die nach einem regelmäßigen Plan die Orte anfährt, in denen es keine Filiale (mehr) gibt; das muss nicht jeden Tag sein, zwei Mal die Woche wäre ausreichend.
2. Einrichtung einer „Zahlstelle“ (Cash Back, ggf. in abgewandelter Form) in einem örtlichen Geschäft, in dem kleinere Beträge ausgezahlt werden können; auch sollte hier die Möglichkeit bestehen, den Briefkasten und den Kontoauszugsdrucker zu platzieren; dies wäre sicher ein Gewinn für beide Seiten – und für die Bürgerinnen und Bürger.
Mit der Umsetzung einer dieser Vorschläge wäre eine Grundversorgung in unserem Ort weiterhin gegeben – und genau das ist uns wichtig!
Gerne stehe ich Ihnen bei Rückfragen oder für ein Gespräch zur Verfügung.
Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
Freundliche Grüße
Alexander Schmitt
Bürgermeister
Gemeinde Frankenheim
Am Friedhof 5
98634 Frankenheim