Liebe Mitglieder des Kreistages,
Sie alle stehen in der kommenden Woche [Anmerkung der Redaktion: 14.12.23] vor einer großen Herausforderung und einer schweren Aufgabe. Als betroffener langjähriger Bürger Frankenheims und als über den Raum der Kirche hinaus engagierter Mensch möchte ich mich zum Sachverhalt „Schulnetzplanung“ äußern und Sie in dieser Adventswoche um ein erweitertes Nachdenken bitten.
In meinem beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld nehme ich wahr, dass es im Bezug die für die Kreistagssitzung am 14. Dezember 2023 zu großer Unruhe kommt. Diese wurde mehr als deutlich durch die überwältigende Teilnahme mehrerer Hundert Menschen an einer kurzfristig angesetzten Kundgebung am 6. Dezember und eine selbst für die Organisatoren unerwartet hohe Beteiligung an einer Onlinepetition. All das ist nicht besorgniserregend, sondern es sind demokratische Mittel.
Größere Besorgnis erregen bei mir viele Meinungsäußerungen aus der Bevölkerung, die einen weiteren Vertrauensverlust gegenüber den demokratischen Grundlagen unserer Gesellschaft befürchten lassen. Sie gipfeln in Drohungen und Ankündigungen, den demokratischen Kräften das Vertrauen zu entziehen und sich populistischen Gedanken hinzugeben. Es werden Ängste geschürt eine denkbare und ggf. notwendige Nachnutzung der Schule in Frankenheim betreffend.
Mein Nachdenken führt mich zu einem Vorschlag, der für Sie hoffentlich nachvollziehbar und gangbar ist: Setzen Sie die Entscheidung über eine Schulnetzplanung im Landkreis SM am 14. Dezember 2023 aus und diskutieren Sie auf der Grundlage der bisher erhobenen Daten und Prognosen mit den betroffenen Kommunen, Elternvertretungen und den Akteuren des Sozialraumes. Ob die bisherige Beteiligung z. B. der Kommunen geltendem Recht entspricht, kann ich nicht entscheiden. Jedenfalls wird mir immer deutlicher, dass zumindest im Empfinden der Betroffenen keine ausreichende Kommunikation stattgefunden hat.
Unabhängig von eigenen religiösen Überzeugungen bietet die Adventszeit eine Chance zu Andacht und Besinnung.
Ob diese Besinnung wohl dahin führen könnte, dass es nicht um das bloße Durchsetzen vorbereiteter Beschlüsse geht, sondern viel mehr um den Frieden in der Gesellschaft? Ich möchte Sie ausdrücklich dazu ermutigen, weiter über eine angemessene Schulnetzplanung nachzudenken und damit einen Grundstein für eine gute Bildungssituation für alle Kinder in allen Schulformen und Orten des Landkreises zu legen.
Ich bin aber davon überzeugt, dass Sie das nicht mit einer von vielen als überstürzt angesehenen Entscheidung tun, sondern in der Form des offenen Dialogs, der optimalerweise auch vor Ort seinen Platz findet. Gerne bin ich diesbezüglich zur Mitwirkung bereit.
Demokratie braucht größtmögliche Offenheit, Transparenz und muss sich in der Form von Beteiligung äußern.
Dann wird sie auch weiter Grundlage unserer Gesellschaft sein können. Eine gut durchdachte Entscheidung über die Schulnetzplanung im Frühjahr 2024 ist zeitlich und sachlich angemessen.
Ich wünsche Ihnen eine weise Entscheidung als wichtigen Schritt zum Frieden in unserer Gesellschaft.
Eine gesegnete Adventszeit wünscht
Alfred Spekker, Pfarrer
[ Für den Inhalt der auf dieser Webseite veröffentlichten „offenen Briefe“ ist die jeweilige Verfasserin bzw. Verfasser verantwortlich. ]